Halbelektrischer Hätte ich auch vermutet. Scheint aber nicht so zu sein.
Mein netter Autoverkäufer in Minden hatte mir beim Übergabegespräch gesagt, dass es schon Autos gibt, die mit drei Vollbremsungen wieder eine Akku-Leistung von 10 auf 80% geschafft haben. Ich glaube es war der EQS oder war es doch Porsche? Habe ich vergessen, welche Marke es war. Aber ja, das soll tatsächlich gehen.
Oh, da liegt dein „netter“ Autoverkäufer aber wirklich sehr grob daneben:
Beim Rekuperieren wird die Bewegungsenergie des Autos in elektrische Energie umgewandelt. Nehmen wir mal zu seinen Gunsten eine Situation mit wirklich viel Bewegungsenergie an, also ein 2 Tonnen schweres Auto bei 200 km/h.
Die Formel für die Bewegungsenergie lautet:
Energie [in Joule] = 0,5 x Masse [in kg] x Geschwindigkeit [in m/s] ^ 2
Zur Umrechnung in kWh muss man das Ergebnis durch 3600000 dividieren.
Das 2 Tonnen schwere Auto hat bei 200 km/h also eine Bewegungsenergie von 3858024 Joule bzw. 1,07 kWh. Ja, eine gute Kilowattstunde, mehr ist es nicht. (Bei 100 km/h wäre es übrigens nur eine gute viertel Kilowattstunde.)
Nehme wir mal an, dass davon nach Verlusten etwa 85% in den Akku als Energie zurückgehen. Dann bringen dreimal sanft nur über Rekuperation abgebaute Bewegungsenergie bis zum Stillstand (ohne mechanische Bremse, also keine Vollbremsung) etwa 2,7 kWh in die Batterie. (Und dabei ist schon vernachlässigt, dass bis zum Stillstand ein Teil der Bewegungsenergie auch durch Luftwiderstand und Reibungen verloren geht).
Die Aussage deines freundlichen Inkompetenten wäre also gerade mal bei einem Hybridfahrzeug mit einem 4 kWh Miniakku ungefähr zutreffend.
Ein großes Elektroauto mit 100 kWh Akku kann beim dreimaligen Rekuperieren von 200 km/h bis zum Stillstand insgesamt weniger als 3% Akkuladestand (2,7 kWh von 100 kWh Vollkapazität) zurückgewinnen. Pro Rekuperationsvorgang also unter 1%.